Normen in der Elektromobilität in China

Normung von Bauteilen oder Prozessen ist notwendig, damit beispielsweise Autos in allen Ländern nach gleichem Verfahren produziert und repariert werden und auch fahren können. Die bisherige Sicht: Industrienationen gäben die Normen vor und die Entwicklungsländer müssten diese Norm übernehmen und an ihre Gegebenheiten anpassen

Mittwoch, 7 März, 2018

Normung von Bauteilen oder Prozessen ist notwendig, damit beispielsweise Autos in allen Ländern nach gleichem Verfahren produziert und repariert werden und auch fahren können. Die bisherige Sicht: Industrienationen gäben die Normen vor und die Entwicklungsländer müssten diese Norm übernehmen und an ihre Gegebenheiten anpassen, sagt Weithmann. 


Drei-Phasen-Konzept entwickelt


„Ich habe immer wieder gehört, dass die chinesische Industrie unsere Normen nicht mehr vollständig übernimmt und sich viele der Industrievertreter darüber ärgern, weil Normung ein heiliger Bereich der Industrienationen ist“, sagt Sabrina Weithmann. Das weckte ihren Forschungsgeist und sie führte 70 Experteninterviews. Auf deren Grundlage entwickelte sie ein Drei-Phasen-Konzept, mit dem sie beschreibt, wie die Entwicklung von Normungssystemen abläuft. 

Eigene Normen aus China

Da die Entwicklung der Elektromobilität maßgeblich von China vorangetrieben wird, änderte sich der chinesische Umgang mit Normen: Da es kaum fertige Normen gab, musste die chinesische Industrie eigene Normen setzen, um E-Autos zu entwickeln. „Natürlich können sie keine Norm übernehmen, die nicht vorhanden ist“, sagt Doris Fischer, Professorin für China Business and Economics und Wirtschaftswissenschaften an der JMU. Sie sagt: „Der Rest der Welt war einfach noch nicht soweit in der Entwicklung von E-Autos.“ 

Normung bringt Vorteile

Wer normt, hätte Vorteile in der Produktion. So hätten sie geringere Kosten, denn sie könnten bestimmen, wie die Teile auszusehen haben, die verbaut werden. Die Nationen, die langsamer sind, müssten entscheiden, ob sie die Norm übernehmen und ihre eigenen Fähigkeiten anpassen oder ob sie eigene Normen vorgeben. Bei letzterem müssten sie dann beispielsweise für den chinesischen Markt parallel produzieren. Das hieße: ein ganz eigenes Produkt für China zu entwickeln, erklärt Weithmann ihr drei-Phasen-Konzept. 

Zwei Master, inklusive Fernstudium, dann Promotion

Sabrina Weithmann studierte Modern China in Würzburg. Ihren Master in Management machte sie in Barcelona sowie einen zweiten Master in Umweltwissenschaften über ein Fernstudium. Ihren intensiven Bezug zu China bekam sie durch chinesische Freunde und eine Reihe von Studiums- und Forschungsreisen nach China. 

Teil einer Reihe

Zu dem Thema der Normen in China erschien im Februar auch ein Buch. Das Buch von Sabrina Weithmann ist das erste Buch einer neuen englischsprachigen Reihe am Lehrstuhl für China Business and Economics an der JMU. In unregelmäßigen Abständen werden weitere Bücher zu Wirtschaft und Politik Chinas beim Nomos-Verlag erscheinen. „Damit bedienen wir ein breites Spektrum“, sagt Doris Fischer. „Es gibt zu dem Themenfeld der Reihe durchaus Bücher aus dem englischsprachigen Raum, aber in Deutschland fehlt ein vergleichbares Publikationsformat. Deshalb wird die Reihe hoffentlich gut angenommen.“ Die Buchreihe gibt die Lehrstuhlinhaberin zusammen mit Kollegen von der Ruhr-Uni Bochum und der Freien Universität Berlin (FU) heraus.

Quelle: idw-online.de